Siamnd Ossi

BIM Coordinator. Architect. Founder

Der systematisierte Verwaltungs- und Bürobau im Überblick

Der systematisierte Verwaltungs- und Bürobau

Beispielprojekt: DHPG Zentrale


B. von Siamnd Ossi u. Aldin Ribić

01. EINFÜHRUNG

Die Fertigbauindustrie hat in den letzten 10 Jahren einen ständigen Anstieg verzeichnet. Der Marktanteil im Jahr 2018 betrug 19,6% gegenüber 14,8% im Jahr 2008. In manchen Landkreisen wurden sogar über 40% der Ein- und Mehrfamilienhäuser vorgefertigt [1].

Die o. g. Zahlen sind allerdings nicht aufgrund der Wirtschaftlichkeit der vorgefertigten Bauweise entstanden [2], sondern wegen unterschiedlicher Faktoren. Heutzutage ist die Rede von besserem Zeitmanagement, erhöhter Qualität und besser-kontrollierten sowie -prognostizierten Bau- und Planungskosten. Derzeit wird zunehmend mit der systematisierten, modularen sowie industriellen – oder sogar seriellen – Bauweise gebaut. Die Anwendung solcher Systeme hat auch mit der zunehmenden Nachfrage „Wohnungskrise“ in Deutschland zu tun. Außerdem ermöglicht die Digitalisierung (und ihre Vernetzung durch bspw. Industrie 4.0 [3]) neue innovative Lösungen und Baumethoden. Abb. 01

  • HYBRIDBAUWEISE: BAUSYSTEM

Hybrid (aus Lateinisch: „hybrida“ sowie Altgriechisch: „hýbris“) bezieht sich auf eine Art Mischung bzw. Bündelung [4] .Der Begriff ‚Hybridbauweise‘ wird auch unter ‚Hybridbau‘, ‚Hybrid-Konstruktion‘ bezeichnet. Hybridbauweise bedeutet: die Anwendung verschiedener Baustoffe in einem Konstruktion-System (bspw.: Stahl, Stahlbeton, Spannbeton, Holz, etc.). Solche Bauweisen unterscheiden sich von konventionellen Bauweisen durch die statische Wirkung mehrerer Baustoffe, d.h. mehr als ein einziges tragendes Material. Die präzise Kombination von verschiedenen Baustoffen – je nach ihren entsprechenden Eigenschaften – lässt die Fabrik, der optimale Ort für die Herstellung von Hybridbauelementen sein.

Der Generalunternehmer habe die Hybridbauweise in ihren Systemen des Bürobaus intergiriert [5]. Solche fabrikvorgefertigten Bausysteme müssen nicht nur den Rohbau umfassen, sondern auch den Ausbau. Eine starke Standardisierung sowie Systematisierung ermöglicht eine hohe Vorfertigungsgrad. Auf der anderen Seite sind nicht nur die allgemeinen Baukosten in dieser Branche (Firmen-Bürobau) wichtig, sondern auch die detaillierten Kosten pro Mitarbeiter/in, Nutzer oder Quadratmeter.

Nach dem 2. Weltkrieg war die starke Nachfrage nach fabrikvorgefertigten Gebäuden hauptsächlich wegen ihrer Wirtschaftlichkeit.
–– BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG

  • Abb. 1 Das Bürogebäude der DHPG in Bonn – Der Arkadengang im Eingangsbereich – Bildquelle: (Seidel, 2016 Stahlbau - Ernst & Sohn. - 2016. - S. 654–658).

02. BESCHREIBUNG DES PROJEKTS.

  • DIE LAGE

Zwischen dem historischen Bonner Stadtzentrum und dem Stadtteil Bad Godesberg befindet sich ein großes Entwicklungsquartier der Bundesstadt. Das 4000 m² große Grundstück, das zwischen der Bundeskunsthalle und dem Hauptsitz der Deutschen Telekom liegt, entstand die Unternehmenszentrale der Beratungsgesellschaft DHPG.

Da die DHPG-Zentrale gewachsen ist und dadurch mehr Fläche braucht, wurde sich für dieses Grundstück entschieden. Die Lage des Grundstücks bat viele Vorteile. Zum einen die verkehrsgünstige Anbindung. Heißt das, die Kunden das Grundstück, ohne weiteres, anfahren könnten. Also eine zeitsparende Anfahrt. Daneben haben Passanten die Möglichkeit entweder den neuen DB-Bahnhof oder die Straßenbahnhaltestelle zu erreichen. Abschließend ist auch zu erwähnen, dass der Platz als Auftakt für das „Bundesviertel“ fungiert und dadurch interessant ist. Abb. 02

Da die Lage sich aus einem ehemaligen öffentlichen Gebiet zu einem gewerblichen Firmengebiet rasant wandelte, werden die Themen Qualität und Baugeschwindigkeit großgeschrieben. Abb. 03

  • INFORMATIONEN ZUM GEBÄUDE

Es handelte sich um einen begrenzten ausgeschriebenen Wettbewerb bei diesem Gebäude. Die Vorgabe war, dass das Gebäude in systematisierter Bauweise errichtet werden muss. Es konnten nur einige Firmen teilnehmen, und dadurch hat ein Generalunternehmer den Auftrag übernommen. Durch seine energetischen Eigenschaften hat das Gebäude später Preise gewonnen. [6]

  • ECKDATEN UND GRUNDINFORMATIONEN

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Architekt: Prof. Schmitz Architekten GmbH
Köln
Generalunternehmer Goldbeck West GmbH 
Baujahr 2014 (Außenanlagen 2015)
Grundstücksfläche ca. 4.000 m²
BGF ca. 11.200 m², davon ca. 3.150m² unterirdisch (Tiefgarage u. Technikräume)
Bauzeit 16 Monate 6
Kapazität Verwaltungsgebäude für ca. 170 Mitarbeiter
Stellplätze 80 (in der Tiefgarage)
Auszeichnungen DGNB-Gold Mehrfachzertifikat

03. DIE ARCHITEKTUR

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  • DER STÄDTEBAULICHE KONTEXT

Eine große Anzahl an Neubauten sind im Bonner Bundesviertel entstanden. Bestandsgebäude sind zu Unternehmensniederlassungen umfunktioniert. Vorgabe des Bauherrn war, dass die Wirkung des Gebäudes von außen die „partnerschaftliche Offenheit“ und die Kompetenz des am Markt bestehenden Dienstleisters ausdrücken soll. [7]

  • DIE REFLEKTION DES RASTERS AUF DAS GEBÄUDE

Das Raster bzgl. des Bürobaus steht in zwei Größen (1,35 und 1,25 m) zur Verfügung. Bei der DHPG-Zentrale beträgt die Rastergröße 1,35m. Dies bezieht sich sowohl auf die Fassaden- als auch auf die Grundrissebene. Eine Rastergröße von 1,35 m ermöglicht relativ große Öffnungen in der Fassade, außerdem sind somit Zufahrten für die Tiefgarage (durch Entfernung von zwei Teilen) möglich. Abb. 04

  • DIE FUNKTIONEN

Das Bürogebäude besteht aus fünf Geschossen und bietet Platz für 170 Mitarbeiter. Am Eingangsbereich befinden sich der vordere Arkadengang sowie das Eingangsfoyer. An den vier Ecken des Innenhofs – wo am wenigsten natürlich beleuchtet und belüftet wird – befinden sich die Nasszellen. Ihre Struktur ist aus Stahlbetonelementen, was die Treppenhäuser auch betrifft.

Die Büroflächen sind zwischen der Einzelbüro- und Kombibürozone verteilt. Eine klassische Verteilung von Büroräumen, wo der Manager „oben“ sitzt, befindet sich in diesem Gebäude nicht. Abb. 05 – 07

  • DIE HERAUSFORDERUNGEN BEI DER INNENARCHITEKTUR

Durch das Raster sowie die Asymmetrie im Innenbereich bestehen einige Herausforderungen. Trotzdem kann eine Lösung für die Gestaltung des Innenraumes in Form einer „Kombizone“ entstehen. Die sog. Kombizone wird im Laufe der kommenden Texte detaillierter definiert und erläutert.

Die Planung einer Galerie am Eingangsbereich ist daher eine Lösung für die durch das Raster festgesetzten Geschosshöhen. Die Galerie bietet in einer solchen systematisierten Bauweise die Möglichkeit für ein offenes Foyer.

  • Abb. 7 Kombinierte Bürosysteme – Das Kombibürosystem (als Definition) umfasst die Kombizone sowie die daneben liegenden Büros – Zeichnung: selbst überarbeitete Digitalzeichnung

Die starke Asymmetrie des Systems lässt einen engen Spielraum für die Gestaltung der Innenarchitektur zu. Der Architekt sollte vorsichtig mit üblichen Mitteln (Farben, Texturen sowie Einrichtungen) umgehen. Hier ist es für die Architekten besonders wichtig, dass sie am Anfang der Planungsphase mit den o. g. Faktoren rechnen sollten. Abb. 08, 09

  • BESONDERHEITEN

Im Folgenden werden die Besonderheiten des Projektes „DHPG-Zentrale“ aufgelistet:

  • Mit deutlich reduziertem Energieverbrauch hat das Gebäude Auszeichnungen gewonnen. Die „DGNB-Zertifizierung“ in „Gold“ hat die Bedeutung, dass der Verbrauch 65% unter den damaligen EnEV-Anforderungen lag. [8]
  • Laut des Unternehmers ist bei dieser systematisierten Bauweise eine zukünftige Demontage möglich. Dies ist für die Nachhaltigkeit des Rückbaus von großer Bedeutung, ermöglicht auch die (zukünftigen) massiven Änderungen des Gebäudes. Der Generalunternehmer erklärt, der Bauherr erhalte die entsprechenden Dokumente und Zeichnungen bzgl. des Rückbaus bereits bei der Fertigstellung des Projektes.
  • Die recyclebaren Bauelemente: Laut des Unternehmers sind die Elemente so hergestellt, dass sie in Zukunft recycelt werden können. Allerdings umfassen diese nur die Elemente der Rohbauphase. [9]

Flexibilität der zukünftigen Umbausituationen durch das Ermöglichen von relativ großen Innenräumen (Spannweiten) im Bausystem. Die meisten Innenwände sind nicht tragend, d. h. die zukünftigen Änderungen können ohne enormen Aufwand bzw. neu berechnete Statik gewährleistet werden.

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04. VORFERTIGUNG: SYSTEM

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  • SYSTEMATISIERTE BAUWEISE

Definition: Der Systembau beruht auf einem Baukastensystem. Es ist ein Bauverfahren, bei dem das Gebäude aus vorgefertigten Bauteilen oder Modulen zusammengesetzt wird. Die Bauteile werden werkseitig hergestellt, danach zur Baustelle geliefert und anschließend zusammengesetzt. Vorteile der Systembauweise sind eine relativ kurze Bauzeit, keine Witterungsunabhängigkeit während der Vorfertigungsphase, eine hohe Präzision der oft seriell gefertigten Bauteile, sowie die Möglichkeit, das fertige Gebäude nachträglich umzusetzen.

Im Unterschied zu den konventionellen Vorfertigungen ist die systematisierte Bauweise durch ihr Raster stärker beeinflusst. Die konventionellen Vorfertigungen erlauben relativ freiere Gestaltung sowie Ausführung, da auf keine seriellen Bauteile geachtet werden müssen.

Trotz des Rasters hat der Bauherr eine Auswahl von drei verschiedenen Fassaden. Aufzählend (Laut des Unternehmers) mit der „Lochfassade“, der „Bandfassade“ und der „Glasfassade (komplett verglast)“ kann der Kunde auch die Materialien variieren.

Erkenntlich ist natürlich das architektonische Grenzen entstehen. Es gibt feste Vorgaben und keine Sonderlösungen, da die Grenzen sich aus der Außenfassade bis in den Innenbereich ziehen. Abb. 10, 11

  • DIE BÜROSYSTEME IM VERGLEICH

Um der Vielfältigkeit der Innenräume entgegenzukommen, werden vom Generalunternehmer bezüglich der Zonierung der Räume unterschiedliche Bürosysteme angeboten. Der Bauherr (bzw. der Architekt) hat die Auswahlmöglichkeit zwischen vier Bürosystemen, die untereinander kombinierbar sind. [10]

Anfangend mit den typischen Einzelbüroeinheiten, die die nötigsten Funktionen unterbringen. Über Großraumbüros, die über offene Grundrisse und großzügige Konferenzräume verfügen. Bis zum „Kombibürosystem“, welches Einzelbüros und einen Funktionsstreifen kombiniert. Im Folgenden werden die vier Typen aufgelistet: Abb. 12

  • Einzelbüros/ Klassenzimmer: Anfangend mit dem Einzelbürosystem, welcher alle notwendigen Funktion auf kleinsten Raum miteinander verbindet. Der Vorteil darin ist die maximale Wirtschaftlichkeit, da auf andere Qualitäten verzichtet werden und sich ausschließlich auf das Arbeiten konzentriert wird.
  • Kombibüro Erwähnend das Kombibürosystem, welches eine Erweiterung des Einzelbürokomplexes ist. Ergänzend erhält dieser Bereich einen Funktionsstreifen der neben Funktionsbereichen wie das Kopieren von Dokumenten auch Teeküchen beinhaltet. Es können sogar Sitzgelegenheiten entstehen, an denen sich Arbeitskollegen zurückziehen können.
  • Großraumbüro/ Konferenzräume Das typische Großraumbüro punktet mit einer offenen Grundrissgestaltung und separaten Konferenzräumen. Die Entscheidung für dieses System spart Trennwände und löst soziale Barrieren zwischen den Kollegen.
  • Businessclub Wie das Kombibüro, ist das Businessclubsystem eine Erweiterung des Großraumbüros. Neben dem offenen Grundriss erhalten die Räumlichkeiten einen zusätzlichen Funktionsstreifen der im gesamten eine gute Arbeitsatmosphäre kreiert.[11]
  • DAS AUSGEWÄHLTE BÜROSYSTEM

Die nachfolgend vorgestellten Bürosysteme sind kombinierbar. Dies erkennen wir beim DHPG-Gebäude, welches aus Einzelbüros und Kombibereichen besteht. Wie auf der Abbildung zusehen wurden zwei Achsen aus dem Kombibürobaukasten zusammengesetzt und eine Achse erhielt die Einzelbüros. Der Hintergedanke war, dass der Bauherr Bereiche schaffen wollte die unterschiedliche Arbeitsqualitäten kreieren.

Anfangend mit dem großzügigen Foyer/Empfang welcher die Büroeinheiten aus zwei Richtungen miteinander erschließen lässt. Verbinden sich später die Einheiten miteinander und kombinieren zwei Büroeinheitssysteme miteinander.

  • PRINZIP DER SYSTEMATISIERTEN BAUWEISE

Stahl-Beton-Verbundbauweise HYBRIDBAUTEILE Abb. 13

  • Abb. 13 Explosionsaxonometrie der Hybriedbauteile. Stahl-Beton-Verbundbauweise. 1. Profilstahl (Unterzüge: Doppel-T-Träger, Stahlstützen) 2. Stahlbetonwände (Elementar) 3. Fassadenelemente 4. Vorgespannte Rippendecken – Quelle: Eigene Illustration
  • ANWENDUNG (EIGENSCHAFTEN DER AUSBAUPHASE)

Erläuterung der Installation: Da die Rohbauphase an dieser Stelle fertig ist, geht es mit der Innenausbauphase weiter. Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Rohbauteile, werden diese lediglich noch mit Gipskartonplatten beplankt und nötige Stahlelemente brandschutztechnisch ertüchtigt. Installationen können sowohl im Hohlraumboden als auch über der abgehängten Decke befestigt werden. Dadurch entsteht ein sauberes Gesamtbild bei der Fertigstellung, da unattraktive Installationselemente optisch verschwinden. [12] Abb. 14

  • ENERGIEBODEN

Ein weiteres System im Gebäude ist der sogenannte Energieboden der auf der Rippendecke ausgeführt wird. Das System des Energiebodens basiert auf einen Heizestrich der schwimmend auf einem Hohlraumboden verlegt wird. Neben temperaturregulierenden (kühlen – heizen) Eigenschaften bietet der Hohlraumboden – Zwischenraum für mögliche Installation und Bodentanks. Weiterentwicklung diesbzüglich ist die Ausstattung der Decken mit Heizschlangen. [13] Der Arbeitsaufwand würde sich minimieren und die Fertigstellung könnte früher realisierbar werden.

Hinzufügend ist auf einige Punkte beim Hohlraumboden einzugehen. Die Schnittstellen wie Dehnfugen, Brandschutz,- und Schallschutzschott. Abb. 15

Dehnfugen: Dehnfugen im Hohlraumboden dienen zum Ausgleich von Gebäudebewegungen. Diese werden am Rand oder bei längeren Flächen auch flächentrennend angebracht. Eine Dehnfuge hat die Funktion die Gebäudebewegungen abzufangen. Eine weitere Funktion wäre dabei, dass bei Klimabedingungen meist der Bodenbelag quillt oder schwindet. Deswegen wird die Dehnungsfuge gerne bei Parkett eingearbeitet. [14] Abb. 16

Brandschutzschott: Besonderheiten des angewandten Hohlraumbodens ist die Flexibilität bei der Planung durch die große Spannweite. Außerdem bringen die Hohlraumböden brandschutztechnische Vorteile, dadurch werden Brandabschottungen ausgebildet, um Brandabschnitte auszuführen. Der Brandabschnitt in einem Hohlraumboden wird dementsprechend ein Brandriegel gesetzt. Das Abschottungsmaterial besteht aus einem Mörtelsteg welcher oberhalb mit Mineralwolle und unterhalb mit einem Mörtelbett ausgebildet wird. Damit ist gewährleistet das dieser Bereich mit schwer entflammbaren Elementen gebaut werden. [15] Abb. 17

Schallschutz – Schallschutzschott: Der Luft- und Trittschall wird durch eine Schallentkopplung zum kleinen Teil realisiert. Besser wäre es neben der Schallentkopplung zwischen zwei Platten zusätzlich einen Schallschutzschott auszubilden. Dieser würde den aktuellen Anforderungen auch genügen. Abb. 18

Nutzlasten: Die unterschiedlichen Stärken sowie die Herstellungsmethoden des Hohlraumbodens ermöglichen die Flexibilität bei unterschiedlichen Nutzlasten.. [16]

  • EIGENSCHAFTEN UND ERLÄUTERUNG DER FERTIGBAUTEILE

Zusammenfassend besteht die Bauweise in diesem Projekt aus vier statisch tragenden Komponenten. Den vorgespannten Rippendecken, den Außenwandelementen, den Stahlstützen und Unterzügen. Zusätzlich zählen die Treppenhäuser und Nasszellen als aussteifende Elemente. Diese sind aber freier bei der Platzierung. Kurz zusammengefasst ebnen die gesetzten Stützen das geplante Raster und dienen samt den Außenwandelementen als kommendes Auflager für Unterzüge und vorgespannte Rippendecken.

Die primär wichtigsten Fertigteilelemente sind die Rippendecken und Außenwandelemente, da diese im seriell gleichen Raster (2,70m) produziert werden. Durch dieses einheitliche Maß liegen die Elemente optimal aufeinander auf. Abb. 19

  • SCHEMA FASSADENAUFBAU

Der Wandaufbau lässt sich in drei Elemente unterteilen. Als Hauptelement die gedämmte Stahlbetonfertigwand, die im Gewerk vorfabriziert wird. Aufbauend darauf wird die vorgehängte Fassade im zweiten Schritt parallel mit dem Innenausbau der Wände fertiggestellt. Alle drei Bereiche wie gedämmte Stahlbetonwand, die vorgehängte Fassade und der Innenausbau werden zusammengefügt und dadurch entsteht das finale Fertigteilelement.[17] Abb. 20

  • ANSCHLUSSDETAIL RIPPENDECKE UND AUSSENWANDAUFLAGER

Der genaue Prozess lässt sich durch herausragende Stahlschlaufen in der Rippendecke und auf Lagerbolzen der Außenwand und Unterzügen realisieren. Diese Bolzen und Schlaufen verankern drei Elemente miteinander – Außenwandelement, Rippendecke und Unterzüge. Weiterer Vorteil besteht darin das Folgegeschosse rasch errichtet werden können. [18]

05. GESAMTPROZESS

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  • HERSTELLUNGSPROZESS

Schritt 1: Die firmeneigen hergestellten Stahlelemente wie Stützen, Träger, Bewährungsmatten- und Körper, werden auf der Schalungsbühne eingelassen und richtig positioniert.

  • Abb. 20 Schemafassadenaufbau Auflagerpunkt – Quelle: Goldbeck GmbH u. eigene Bearbeitung

Schritt 2 und 3: Nach Positionierung der Stahlelemente, werden diese fixiert und anschließend mit fertigen Fensterrahmen bestückt. Nach exakter Fixierung der Elemente, werden diese mit flüssigen Beton maschinell ausgegossen und niveaugleich ausgerüttelt. Es ist zu achten, dass die Elemente luftblasenfrei sind, sodass die nötige Steifigkeit erreicht wird.

Schritt 4 und 5: Nach Aushärtung des Betons wird das Stahlbetonaußenwandelement mit Dämmung und einer Unterkonstruktion für die späteren Fassadenelemente versehen. Fensterscheiben, Raffstorekästen und Kabeldurchlässe werden danach eingesetzt und montiert. Anschließend kontrolliert ein Mitarbeiter die elektrischen und mechanischen Teile nach Funktionalität und Beschaffenheit. Damit wird gewährleistet das keine Komplikationen bei der Fertigstellung entstehen. Der Kunde bekommt dadurch ein mängelfreies Produkt.

Schritt 6: In Schritt 6 sind die Stahlbetonelemente zum Abtransport bereit. Diese werden passend auf einem Tieflader gestellt und direkt zu Baustelle geliefert [19]. Ab diesem Zeitpunkt handelt es sich bei diesen Elementen um eine halbfertige Bauweise. [20] Abb. 21

  • LIEFERUNG UND MONTAGE

Schritt 1: Ankommend auf die Baustelle, können die Elemente auf die Baustelle mit einem Dreh-Kran gesetzt werden. Eine Besonderheit ist, dass die Modelle soweit vorfabriziert sind, sodass sie direkt auf die zu montierenden Flächen gesetzt werden. Dadurch wird Zeit und Manpower gespart.

Schritt 2 und 3: Bevor die Wände auf die Eisenschwelle kommen, werden Anschlussdübel eingeschraubt. Diese haben die Funktion die Elemente unterhalb zu fixieren. Das Wandelement wird vorsichtig auf die Dübel mit Unterlegscheiben gesetzt. Die äußerste Fußplatte wird mit zwei Wandelementen geteilt.

Schritt 4: Wenn alle Elemente lotgerecht stehen, wird ein Verschlussbolzen oberhalb zwischen zwei Wandelementen gesetzt um zusätzlich auszusteifen. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Steifigkeit Unter- und Oberhalb des Wandelementes gegeben. [21] Abb. 22

06. ZUSAMMENFASSUNG

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  • BIM IN ALLEN PLANUNGSPHASEN

Bezogen auf das Projekt DHPG Zentrale lässt sich die Bedeutung und die Wichtigkeit von BIM verdeutlichen. Einige Vorteile sind zum einen die erhöhte Planungssicherheit des gesamten Projektes von Anfang bis Ende. Des Weiteren die erhöhte Prozesstransparenz durch ein gemeinsames Modell, an dem jeder Planer arbeitet. Hat die positive Folge, dass verkürzte Ausführungszeiten für jedes Gewerk entstehen, ein effizientes Kostenmanagement realisierbar ist. Letztlich minimiert ein gemeinsames Modell die Risiken der Bauausführung, da frühzeitig Planungssituationen geklärt werden. [22]

Die positiven Effekte durch Building Information Modelling:

Der Nachhaltigkeitsaspekt – Laut Goldbeck handelt es sich um eine ressourcenschonende Bauweise. Ein 50% reduzierter CO2 Ausstoß. In Zukunft soll weiter daran gearbeitet werden, den CO2 Ausstoß weiter zu minimieren.

Die ökonomische Qualität – Der Gesamtzyklus ist wirtschaftlich, da eine recyclebare Bauweise entwickelt wurde. Abb. 23

Die sozialkulturelle Qualität – Der Benutzer entscheidet selbst über das Komfortlevel. Es fließen thermische, visuelle und akustische Faktoren mit ein.

Technische Qualitäten – bei der Abgabe der Revisionsunterlagen wird dem Bauherren ein Konzept für die recyclingfähige Demontage mitgegeben. Aufbau – Bewirtschaftung – Abbau

Prozessqualität – besitzt eine ausführliche Datenbank mit gelösten Details und Handbücher zur Planung. [23]

  • PLUSPUNKTE

Zu betrachten in diesem Projekt ist die Individualität bei der Planung trotz der Systematisierung und der Vorfertigung. Es besteht ein Spielraum für flexible Grundrisszonierung trotz der strengen Rastervorgaben. Außerdem ermöglicht die Fertigbauweise (in Kombination mit BIM) Kosten- und Planungssicherheit. Das Bausystem hat durch schnelle Herstellung und Montage der Bauteile die Bauzeiten abgekürzt.

  • MINUSPUNKTE

Die Kehrseite der seriell produzierten Bauweise existiert. Zum einen durch die vereinfachte architektonische Sprache. Der Architekt gerät in den Hintergrund oder verschwindet ganz. Eine begrenzte Variation kann dem Kunden lediglich geboten werden.

07. ABBILDUNGSVERZEICHNIS


Abbildung 1 Das Bürogebäude der DHPG in Bonn – Der Arkadengang im Eingangsbereich – Bildquelle: (Seidel, 2016 Stahlbau - Ernst & Sohn. - 2016. - S. 654–658) 
Abbildung 2 DHPG-Zentrale - Der Städtebauliche Kontext – Quelle: Bildausschnitt aus Google-Maps - (Karte-Datei (c) 2019 GeoBasiDE/BKG Google Deutschland) 
Abbildung 3 Die architektonischen Volumen von außen – Terrassendächer-Konzept – Bildquelle: CODIC Development GmbH, Luftaufnahme, April 2015. 
Abbildung 4 (links) Rastervarianten – ein Beispiel von GoldBeck bzgl. der Nutzung des Rasters im Innenraum (Goldbeck GmbH, 2015) 
Abbildung 5 (rechts) Skizzenentwurf und Schemaskizze bei der Entwurfsphase - (Goldbeck GmbH, 2015) 
Abbildung 6  (oben links) Grundrissdarstellung – Die Innen- und Außenwände verfolgen das 1,35m Raster – Zeichnungsquelle:  (Seidel, 2016) Stahlbau - Ernst & Sohn. - 2016. - S. 654–658 
Abbildung 7  (unten links) Kombinierte Bürosysteme – Das Kombibürosystem (als Definition) umfasst die Kombizone sowie die daneben liegenden Büros – Zeichnung: selbst überarbeitete Digitalzeichnung 
Abbildung 8 (oben) Die Kombizone und ihre Möglichkeiten der Innenarchitektur – Quellen:  (Seidel, 2016 Stahlbau - Ernst & Sohn. - 2016. - S. 654–658.) sowie (Goldbeck GmbH, 2015) 
Abbildung 9 (unten) Die Wirkung das Rasters auf die Geschosshöhe – Hier die Galerie-Situation im Eingangsbereich – Quelle: wie Abb. 8
Abbildung 10 Systematisierte Bauweise Vs. (Mögliche) VORFERTIGUNG. Links sind die Beispiele einer Fassade von der Firma GoldBeck, wo das Raster sowie die Asymmetrie deutlich sind. Rechts sind Beispiele der möglichen Architektur, die sich von solcher Art und Weise der systematisie Fassaden befreit. Die Gebäude rechts sind theoretisch in Fabrik herstellbar. 
Abbildung 11 (links) Fassadenvergleich. Selbst nachgezeichnete Fassaden, um das Raster (im Vergleich zu den Öffnungen) zu verdeutlichen. Eine „gute“ architektonische Lösung sollte das Raster mit der Fassade stark intergieren. 
Abbildung 12 (rechts) „Goldbeck Office“: Bürosysteme im Überblick – Bildquelle: (Goldbeck GmbH, 2015) 
Abbildung 13 Explosionsaxonometrie der Hybriedbauteile. Stahl-Beton-Verbundbauweise.  1. Profilstahl (Unterzüge: Doppel-T-Träger, Stahlstützen)  2. Stahlbetonwände (Elementar)  3. Fassadenelemente  4. Vorgespannte Rippendecken – Quelle: Eigene Illustration. 
Abbildung 14 (links) Die Phasen vom Roh- bis Ausbau – Quelle: Goldbeck GmbH. (Juli 2015). Der Energieboden. Bürogebäude - Asthetisch bauen. Nachhaltig handeln. Perspektiven nutzen. 
Abbildung 15 (rechts) Einbau der Heizschlangen. „Energieboden“ von der Firma GoldBeck – Quelle: Goldbeck GmbH. (Juli 2015). Der Energieboden. 
Abbildung 16 Dehnfuge. 
Abbildung 17 Brandschutzschottung
Abbildung 18 Schallentkoppelung || Quelle aller o. g. Abbildungen: Dehnfugen Quelle: HG Fußbodensysteme GmbH | www.hg-fussbodensysteme.de. 
Abbildung 19 Eigenschaften und Erläuterung der Fertigbauteile. Stahl-Beton-Verbundbauweise HYBRIDBAUTEILE – Quelle: Eigene Illustration. 
Abbildung 20 Schemafassadenaufbau Auflagerpunkt – Quelle: eigene Illustration. 
Abbildung 21 Herstellungsprozess. Schritte 1–6 Quelle: eigene Illustration. 
Abbildung 22 Montageprozess. Schritte 1–4 Quelle: eigene Illustration. 
Abbildung 23 BIM Mindmap– Quelle (Frieauff, 2017) 

08. LITERATURVERZEICHNIS


Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) Unsere Branche [Online] // Fertigbau.de. – F.I.D. Fertigbau Informations-Dienst GmbH , 2008-2018. – 2019. – www.fertigbau.de/bdf/unsere-branche.

Frieauff Hans-Jörg Ich denke, also BIM ich. Planen bei GOLDBECK [Bericht]. – [s.l.] : Goldbeck GmbH, 2017.

Goldbeck GmbH Der Energieboden [Artikel] // Golbeck Bürogebäude – Asthetisch bauen. Nachhaltig handeln. Perspektiven nutzen.. – Juli 2015. – S. 39.

Goldbeck GmbH Goldbeck Bürogebäude [Online] // Video der detaillierten Aufbau. Von . – April 2014. – youtu.be/HW7_KMgmVd4.

Kagermann Henning Wahlster, Wolfgang Helbig, Johannes Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 [Buch]. – Berlin : Büro der Forschungsunion im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V., 2012.

MERO-TSK International GmbH & Co. KG Bodensysteme – Pebora GmbH – Prichsenstadt [Online]. – International GmbH & Co. KG. – Combi T 6 Seiter. – 2019. – www.pebora.de/prospekte.

Nikolaev A Die Etymologie von altgriechischem ὕβρις [Buch]. – [s.l.] : Scholar.harvard.edu, 2004.

Seidel Marc Bürogebäude mit städtebaulicher Funktion – Die Zentrale der Kanzlei DHPG in Bonn [Journal] // Stahlbau – Ernst & Sohn. – 2016. – S. 654–658.

SKS – STEIN KERAMIK SANITÄR Sanierungsplan nach Insolvenz [Journal]. – [s.l.] : Verlag G.Köhler e.K., 2015. – 22015.

Soppa Frank GOLDBECK – Office – Kreativ und individuell mit System [Bericht]. – [s.l.] : GOLDBECK GmbH, 2010.

09. Fußnotenverzeichnis


[1] (Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF), 2008-2018)

[2] Nach dem 2. Weltkrieg war die starke Nachfrage nach fabrikvorgefertigten Gebäuden hauptsächlich wegen ihrer Wirtschaftlichkeit. | Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung | www.bpb.de

[3] Unter „Industrie 4.0“ wird den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Vernetzung bezeichnet. Industrie 4.0 (Digitalisierung (früher: Industrie 3.0 (Automatisierung)) ist ein Forschungsprojekt der deutschen Bundesregierung. (Kagermann, 2012)

[4] (Nikolaev, 2004)

[5] (Seidel, 2016)

[6] Die Bauzeit hat 16 Monaten gedauert. Dies hat – vermutlich – damit zu tun, dass ein Subunternehmer während der Bauphase Insolenz gemeldet hat. (SKS - STEIN KERAMIK SANITÄR, 2015)

[7] (Seidel, 2016)

[8] (Goldbeck GmbH, 2015)

[9] Hier wird jedoch erläutert, dass während der Herstellung der Bauelemente der CO2-Ausstoß betrachtet wird. Allerdings umfassen die von GoldBeck veröffentlichen Zahlen nur die Rohbauphase. Weitere Angaben der Ausstöße bzgl. anderer Phasen (bspw. Transportphase) sind nicht erwähnt (Seidel, 2016)

[10] Hier werden jedoch die Prototypen der Bürosysteme laut GoldBeck ständig weiterentwickelt (Goldbeck GmbH, 2014)

[11]Bürosysteme (Soppa, 2010)

[12]Die Installationsbereiche in der Decke und Boden (Soppa, 2010)

[13]Der Energieboden der Eigenmarke Goldbeck (Goldbeck GmbH, 2015)

[14] Dehnfugen-Quelle: HG Fußbodensysteme GmbH | www.hg-fussbodensysteme.de

[15] Fugen Fußboden Systemdetails - Brandschutzriegel (MERO-TSK International GmbH & Co. KG)

[16] Schallentkopplung Quelle: HG Fußbodensysteme GmbH | www.hg-fussbodensysteme.de

[17]Fassadenaufbau bestehend aus drei Teilen (Goldbeck GmbH, 2015)

[18]Auflagerpunkt (Goldbeck GmbH, 2014)

[20]Herstellungsprozess der Fertigteile (Goldbeck GmbH, 2014)

[21]Montageablauf der Fertigteile (Goldbeck GmbH, 2014)

[22]Gesamtbeschreibung zum Thema BIM (Frieauff, 2017)

[23]Eine Mindmap zum Thema BIM (Frieauff, 2017)

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